Schiedsrichter-Talent Michael Kempter: «Jung, aber nicht mehr grün»
Jung, selbstbewusst und hochgelobt: Michael
Kempter ist erst 23 Jahre alt, doch viele Experten sehen ihn als den
kommenden Star unter Deutschlands Fußball-Schiedsrichtern. In der am
11. August beginnenden Saison wird er als jüngster Unparteiischer der
Bundesliga-Geschichte sein Erstliga-Debüt feiern. «Das ist wie ein
Traum, ich freue mich riesig darauf», sagt der Bankkaufmann aus dem
südbadischen Sauldorf.
Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mussten die Schiedsrichter-
Oberen nicht lange überlegen, ob sie ihn als einen von 20 Bundesliga-
Referees so früh einsetzen sollen. Denn bereits mit 18 Jahren war
Kempter in die Regionalliga «aufgestiegen» und hat seit 2004 schon 17
Zweitliga-Spiele gepfiffen. «Er war in den letzten zwei Jahren an
erster Stelle bei den Bewertungen», sagt Manfred Amerell, Mitglied
des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses. «Seit fünf Jahren pfeift er in
höheren Klassen. Deshalb ist dieser Schritt jetzt logisch.»
Kempter selbst, dessen Vorbild der zweifache Weltschiedsrichter
Markus Merk (Otterbach) ist, hat offenbar keine Angst vor der
Bundesliga und ihren Stars. «Ich bin zwar jung, aber nicht mehr
grün», sagt der Angestellte der Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch. Zudem
stehe er in den Erstliga-Stadien schon seit drei Jahren als Assistent
an der Linie. DFB-Schiedsrichter-Chef Volker Roth glaubt ohnehin,
«dass Erfahrung keine Frage des Alters ist, sondern der geleiteten
Spiele».
Allerdings weiß Kempter sehr wohl, dass er sich zunächst
durchbeißen muss. «Denn die Spieler testen erstmal aus, wie weit sie
bei einem jungen Schiedsrichter gehen können.» Aber selbst
Platzhirsche wie Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn vom FC Bayern München
werden ihn kaum einschüchtern können. In der 2. Liga habe er einmal
die Aachener Kultfigur Willi Landgraf vom Platz gestellt. «Mir war
das immer egal, wer da kam. Man muss alle Spieler gleich behandeln.
Und wenn die Entscheidungen richtig sind, erhält man auch Respekt.»
Die Voraussetzungen wie schnelle Reaktionen, körperliche Fitness
und vor allem eine starke Persönlichkeit hatte Kempter «alle schon in
jungen Jahren», sagt DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Eugen Strigel. «Das
ist absolut außergewöhnlich.» Schon im Alter von zehn Jahren habe der
Südbadener ihm einen Brief geschrieben, «in dem er gefragt hat, was
er machen kann, um ein guter Schiedsrichter zu sein. Dass wir uns so
schnell wieder sehen, hätte ich nicht gedacht.»
Das Ansinnen von Kempter war ernst gemeint. Denn mit Hilfe einer
Sondergenehmigung legte er an seinem zwölften Geburtstag die
Schiedsrichter-Prüfung ab. Normalerweise ist das erst im Alter von 14
Jahren möglich. Doch da pfiff Kempter bereits in der Landesliga. Auch
seinem jüngeren Bruder Robert ist das Talent offenbar in die Wiege
gelegt worden: Der 18-Jährige leitet von der kommenden Saison an
Spiele in der Oberliga.
Michael Kempter erwartet nicht, dass seine Arbeit in der
Bundesliga schwieriger wird als in der 2. Liga. Im Oberhaus sei zwar
der Druck durch Medien und Öffentlichkeit viel größer. Dafür würden
im Unterschied zum kampfbetonten Unterhaus mehr spielerische Akzente
gesetzt - was das Pfeifen wiederum leichter mache.
Ob er davon träumt, eines Tages Spiele in der Champions League zu
leiten? «An so etwas denke ich noch nicht», antwortet Kempter.
Strigel findet Kempters Bescheidenheit zwar gut. «Aber natürlich wird
er hoffen, dass er mal auf die FIFA-Liste kommt.» Es könnte sehr
schnell gehen.